Kurz vor dem 103. Jahrestag der Erscheinungen von Fatima wurde bekannt, daß die portugiesische Guarda Nacional Republicana (GNR)[1] seit dem 9. Mai die Operation „Fatima zu Hause“ durchführt, um den Zugang von Pilgern am 13. Mai zum Marienheiligtum zu verhindern.
Die Nachricht wurde vom Einsatzleiter Vítor Rodrigues bekanntgegeben, der die „fantastische Haltung der Zusammenarbeit“ der Vertreter der katholischen Kirche lobte, mit denen die GNR seit „vielen Wochen“ zusammenarbeite. Im Zuge dieser Abriegelungs-Operation wurde das Heiligtum von Fatima unter Überwachung gestellt, die von 3500 Soldaten der Nationalgarde durchgeführt wird, um sicherzustellen, daß sich keine Gläubigen ohne triftigen Grund diesem Ort nähern können. Das Gebet ist für die Behörden offensichtlich kein „triftiger Grund“. Nicht nur alle Wege, die zum Heiligtum führen, wurden gesperrt, sondern auch andere Andachtsorte wie Aljustrel, der Geburtsort von Lucia, Francisco und Jacinta, und Valinhos, am 19. August 1917 Ort der Erscheinung. Dort wurde sogar der Kreuzweg abgeriegelt.
Man scheint sich an den Vorabend der Französischen Revolution zurückversetzt, als Jansenismus, Gallikanismus, Aufklärung, aufgeklärter Katholizismus – verschiedene und heterogene Kräfte, aber vereint im Haß gegen die römische Kirche – im Schatten der Freimaurerlogen ihre Bemühungen miteinander verknüpften und vervielfachten, um die religiöse und soziale Ordnung, auf der das Christentum ruhte, ein für alle Mal zu zerstören.
Die Beschränkung des kirchlichen Wirkens auf den Bereich des Gewissens beruhte auf der Idee, daß in der Gesellschaft nur der Staat Autorität habe. Aber die Kirche ihrer öffentlichen Rolle zu berauben, bedeutet, sie zum langsamen Ersticken und schließlich zum Tode zu verurteilen. Der Vertreter dieser antikatholischen Politik in Portugal war José de Carvalho und Melo, Marquis von Pombal, ein führender Vertreter der Freimaurerei und Regierungschef von 1750 bis 1777 unter der Herrschaft von König Joseph I. von Braganza. In Österreich, den habsburgischen Erblanden, wurde von 1780–1790 eine ähnliche Politik von Joseph II. von Habsburg-Lothringen (Kaiser des Heiligen Römischen Reiches von 1765–1790) angewandt und aus diesem Grund auch „Josephinismus“ genannt. Der Herrscher ernannte Bischöfe und Äbte, griff in das Leben der religiösen Orden ein und präsentierte sich als Reformer der kirchlichen Disziplin. Die traditionell der Kirche zugeschriebenen Rechte wie Bildung und die Institution der Ehe wurden vom Staat übernommen. Die Beschlagnahmung des Kirchenbesitzes, die Unterdrückung und Aufhebung von Klöstern und Seminaren, die Neueinteilung der Diözesen, die minutiöse Regulierung des Kultes, der doktrinäre Einfluß des Staates auf die Ausbildung des Klerus zugunsten der heterodoxen Strömungen bildeten den Höhepunkt des Säkularisierungsprozesses der Habsburgermonarchie. Karl Ludwig von Haller schrieb darüber den denkwürdigen Satz: „Unter dieser philosophischen Regierung gab es nichts Heiliges mehr: weder Eigentum noch Naturrecht, noch Versprechen, noch Vertrag oder Privatrecht“ („Die Restauration der Staatswissenschaft“, hier zitiert nach der italienischen Übersetzung, Utet, Turin 1963, Bd. 1, S. 280).
Der Unterschied zwischen gestern und heute ist, daß damals die laizistische Politik von starken Regierungen betrieben wurde, manchmal unter Mitwirkung der Bischöfe, aber immer gegen die Kathedra von Rom. Und die Päpste verurteilten diese Politik aufs Schärfste. Heute hingegen wird eine ähnliche Politik von schwachen und inkompetenten Regierungen betrieben, häufig mit Hilfe der Bischöfe, aber immer mit der stillschweigenden Zustimmung der römischen Autorität. Ein klares Wort von Papst Franziskus würde ausreichen, um diese antiklerikalen Manöver rückgängig zu machen und dem „Volk Gottes“ seine Stimme zurückzugeben, das seit dem Auftreten des Coronavirus nicht unterwürfig, sondern lebendiger und widerstandsfähiger als zuvor ist.
In einem Kontext wachsender Verwirrung ist die Abriegelung des Heiligtums von Fatima durch die portugiesische Nationalgarde ein ebenso skandalöses Ereignis wie die Schließung der Wasserbecken von Lourdes am 1. März dieses Jahres. Die Hauptverantwortung des Skandals liegt nicht bei der portugiesischen Militärpolizei, sondern bei den kirchlichen Autoritäten – und dort an erster Stelle bei Kardinal Marto, dem Bischof von Leiria-Fatima –, die der staatlichen Macht die Zusammenarbeit angeboten oder diese vielleicht sogar darum ersucht haben, den Pilgerstrom zum Jahrestag der Erscheinungen von Fatima zu verbieten.
Der heutige Geist der Unterwerfung unter die Welt und ihre Kräfte durch die portugiesischen Bischöfe und durch Papst Franziskus läßt erahnen, wie diese Kirchenmänner in Zukunft bereit sein werden, sich dem Islam zu unterwerfen und zu akzeptieren, unter dem Scharia-Regime zu leben, das heißt, in der völligen Unterordnung unter jene, die Europa zum Land Mohammeds machen wollen.
Der Fall von Silvia Romano, der italienischen Freiwilligen, die am 20. November 2018 in Kenia [von der Dschihadmiliz al Shabaab] entführt und am 9. Mai 2020 in Somalia freigelassen wurde, ist emblematisch. Silvia Romano, die mit einer gemeinnützigen Organisation in Kenia war, tauchte nach 18 Monaten Gefangenschaft als überzeugte Koran-Anhängerin wieder auf. Die Kirche des Stadtteils, in dem sie wohnt, empfing sie in Feststimmung mit Sirenengeheul und Glockengeläut. Für ihren Pfarrer ist ihr Abfall vom Glauben offensichtlich von geringerer Bedeutung als ihre wiedergewonnene Freiheit. Heute scheint neben der Gesundheit die Freiheit das höchste Gut für alle zu sein. Im Fall von Silvia Romano war die Rede vom „Stockholm-Syndrom“, einem besonderen Zustand psychischer Abhängigkeit, der sich bei vielen Opfern von Gewalt zeigt. Das Stockholm-Syndrom scheint heute der psychologische und moralische Zustand des Vatikans und der meisten Bischofskonferenzen gegenüber den säkular-freimaurerischen Mächten des Westens und des sich auf dem Vormarsch befindenden Islams zu sein.
Das wird durch die Tatsache noch verschärft, daß die allerseligste Jungfrau und Gottesmutter gerade in Fatima zu Gebet und Buße, privat und öffentlich, aufgefordert hat, um die Strafen abzuwehren, die über der Welt hängen. Aber am 13. Mai 2020 wird das Heiligtum von Fatima, wie das von Lourdes und wie der Petersdom zu Ostern, gespenstisch leer sein. Wie könnten wir in diesen symbolischen Ereignissen nicht erkennen, daß die großen Strafen näherkommen, die von der Gottesmutter selbst in Fatima angekündigt wurden? Das Verbot, daß die katholischen Gläubigen ihre Hingabe an die Gottesmutter in ihrem Heiligtum öffentlich zeigen, bringt die Stunde dieser Bestrafungen näher, die vielleicht mit dem Coronavirus bereits begonnen haben. Die bevorstehende Bestrafung zu vergessen, um die „Erreger“ der Krankheit zu jagen, kann uns in ein gefährliches Labyrinth führen.
Wer nicht der Hand Gottes in den Unglücken der Geschichte gedenkt, zeigt, daß er die göttliche Gerechtigkeit nicht liebt, und wer die Gerechtigkeit Gottes nicht liebt, riskiert, Seine Barmherzigkeit nicht zu verdienen. Die Abriegelung des Heiligtums von Fatima erscheint, mehr noch als die Schließung eines Ortes, als wollte man eine Botschaft zum Schweigen bringen.