Die Simonie der deutschen Bischöfe

Symbolbild Kirchensteuer
Symbolbild - Stempel mit der Aufschrift Kirchensteuer.

„Ach, wie möchte ich eine arme Kirche für die Armen!“, rief Papst Franziskus am 16. März 2013 bei seiner ersten Begegnung mit den Medienvertretern aus. Den Gegensatz zu seinem Ideal bildet jedoch genau die ihm am nächsten stehende Kirche, nämlich die deutsche. Die Deutsche Bischofskonferenz, die jüngst im Oktober die Amazonassynode ideologisch und finanziell gefördert hat, ist in der Tat das reichste und privilegierteste Unternehmen in ganz Deutschland. Dieser Reichtum kommt durch die Kirchensteuer, die der Staat an die Kirche abführt, und die sich aus den Einkünften der deutschen Katholiken ergibt, die 8–9 Prozent ihrer gesamten Steuerbelastung abführen müssen. Die Steuerabgabe ist anders als in anderen Ländern obligatorisch, in denen die Kirchen durch die Großzügigkeit der Gläubigen finanziert werden, die frei entscheiden, einen Teil ihres Einkommens abzuführen.

Wer in Deutschland von der Kirchensteuer befreit werden will, muß eine Kirchenaustrittserklärung unterzeichnen, die ihn der Sakramente beraubt. Am 20. September 2012 verfügten die deutschen Bischöfe, daß diejenigen, die nicht mehr registriert sein wollen, um der Zahlung der Kirchensteuer zu entgehen, weder beichten noch die Kommunion empfangen dürfen, nicht gefirmt werden und bei ihrem Tod kein kirchliches Begräbnis erhalten. Sie dürfen sich nicht einmal ehrenamtlich in führender Position in einem katholischen Verein engagieren, geschweige denn in einer kirchlichen Einrichtung wie einer Schule oder einem Krankenhaus angestellt werden. In einem Interview der Schwäbischen Zeitung vom 17. Juli 2016 kritisierte Erzbischof Georg Gänswein diesen eklatanten Widerspruch mit den Worten: „Wie reagiert die katholische Kirche in Deutschland auf jene, die die Kirchensteuer nicht zahlen? Mit dem automatischen Ausschluß aus der kirchlichen Gemeinschaft, was bedeutet: Exkommunikation. Das ist übertrieben und nicht nachvollziehbar. Man kann Dogmen infrage stellen, das tut keinem weh, da fliegt keiner raus. Ist denn das Nichtbezahlen von Kirchensteuer ein größeres Vergehen gegen den Glauben als Verstöße gegen Glaubenswahrheiten? Kann es sein, daß die Nichtzahlung der Kirchensteuer eine schwerwiegendere Verletzung darstellt als Verstöße gegen Glaubenswahrheiten? Der Eindruck ist, daß, solange der Glaube auf dem Spiel steht, es nicht so tragisch ist, aber wenn Geld ins Spiel kommt, dann scherzt man nicht mehr.“

Lautete das Motto der amerikanischen Siedler im 18. Jahrhundert: „No taxation without representation“ (Keine Besteuerung ohne Vertretung), so lautet das Motto der deutschen Bischöfe heute „No Sacraments without taxation“ (Keine Sakramente ohne Besteuerung). Wenn man bezahlt, erhält man die Sakramente, wenn man nicht bezahlt, wird man ihrer beraubt. Der Reichtum der deutschen Kirche beruht auf einem Wort, auf Simonie.

Die Simonie ist eine Sünde, die die Kirchengeschichte im Laufe der Jahrhunderte begleitet hat und oft in Verbindung mit dem sogenannten „Nikolaitismus“, dem Klerikerkonkubinat, aufgetreten ist. Die ersten Synoden des heiligen Gregor VII. (1073–1085), des großen Reformpapstes des Mittelalters, waren genau dem Kampf gegen die simonistischen deutschen Bischöfe und Übertreter des kirchlichen Zölibats gewidmet. Das war ein viel ernsteres Übel als der Verkauf von Ablässen, der den Vorwand für Luthers Revolution bildete.

Der Begriff Simonie leitet sich von Simon Magus ab, von dem man lesen kann, daß er den Aposteln Geld angeboten hat (Apg 8, 18), um geistliche Gewalt zu kaufen. Der heilige Thomas von Aquin, der der Simonie eine ganze Frage der Summa Theologica widmet (II–II q. 100), erklärt, daß Simonisten sowohl diejenigen sind, die spirituelle Dinge kaufen als auch verkaufen:

„Jene, die Geistliches verkaufen, sind dem Simon gleichförmig in der Absicht; und jene, die Geistliches kaufen, in der Tat“ (q. 100, a. 1 ad 4).

Nach dem heiligen Thomas ist es eine Sünde der Simonie, Geld für die geistliche Gnade der Sakramente zu erhalten, die durch keinen Brauch gerechtfertigt werden kann:

„Geld also anzunehmen für die geistliche Gnade der Sakramente, ist das Verbrechen der Simonie; und keine Gewohnheit kann dagegen rechtlich aufkommen, denn keine Gewohnheit kann sich rechtlich gegen das Natur- und das göttliche Gesetz richten“ (Q. 100, a. 2 co.).

„Wird Geld gegeben mit der Absicht, die geistliche Gnade zu kaufen oder zu verkaufen, so ist dies in jedem Falle Simonie; zumal wenn es verlangt wird von einem, der es nicht geben will“ (p. 100 a. 2.ad 4).

Da die Kirchensteuer gegen den Willen des Steuerzahlers erzwungen wird, ist die unterzeichnete Austrittserklärung aus der deutschen Kirche durch jene, die die Zahlung vermeiden wollen, vor der Kirche wertlos. Der Päpstliche Rat für die Gesetzestexte des Heiligen Stuhls hat in einem Dokument vom 13. März 2006 erklärt, daß das Verlassen der katholischen Kirche, um als echter Actus formalis defectionis ab Ecclesia gültig zu sein, in folgenden Punkten konkretisiert werden muß: „a ) innere Entscheidung, die katholische Kirche zu verlassen; b) äußere Umsetzung und Bekundung dieser Entscheidung; c) direkter Erhalt dieser Entscheidung durch die zuständige kirchliche Behörde“.

Jede Handlung, die nicht aus einer inneren Motivation hervorgeht, sondern erzwungen ist, kann nicht als freie, innere Entscheidung zum Austritt aus der katholischen Kirche angesehen werden und ist ungültig. Darüber hinaus sollte der Pfarrer feststellen, ob wirklich der Wille besteht, die Kirche zu verlassen, was in Deutschland aber niemals geschieht. Der deutsche Katholik, der die Kirchenaustrittserklärung unterzeichnet, muß also keine Angst davor haben, schismatisch zu sein, wenn er nicht die wirkliche Absicht hat, die Kirche zu verlassen, sondern sich nur von dem perversen Finanzsystem trennen will, das ihn an die Bischofskonferenz bindet, die zudem nicht nur von simonistischen Bischöfen geleitet wird, sondern von Häretikern und Schismatikern. Der von Kardinal Marx in Deutschland eingeleitete synodale Prozeß zielt darauf ab, die Sexualmoral der Kirche auf den Kopf zu stellen und ihre hierarchische Struktur umzustürzen. Es ist ein Prozeß der Selbstauflösung, an dem die Katholiken vor ihrem Gewissen nicht mitwirken können.

Viele deutsche Katholiken kritisieren die Kirchensteuer, behaupten jedoch, sie könnten nicht anders, als sie zu bezahlen, damit ihnen nicht die Sakramente vorenthalten werden. Damit aber werden sie Komplizen der Simonie der Bischöfe. Der heilige Thomas erklärt zum Beispiel:

„Da man in keinem Fall sündigen darf, muß man im Notfall, wenn der Priester ohne Geld nicht taufen will, selber das Kind taufen oder es von irgendjemand taufen lassen. (…) Und wenn er nicht auf andere zurückgreifen könnte, dürfte er auf keinen Fall für die Taufe bezahlen, sondern ohne Taufe sterben: denn das Fehlen des Sakraments würde durch die Begierdetaufe ausgeglichen“ (q.100, a. 2 ad 1) .

Aber ist es wirklich unmöglich, in- und außerhalb Deutschlands Priester und Bischöfe zu finden, die bereit sind, Verweigerern der Kirchensteuer aus Gewissensgründen die Sakramente zu spenden? Wir glauben das nicht, auch deshalb, weil nichts für jene unmöglich ist, die vor allem das Reich Gottes und seine Gerechtigkeit suchen (Mt 6, 33).

Der französische Schriftsteller Ernst Hello (1828–1885) sagt, Aufgeben sei das Wort des Teufels.

„Gott gibt niemals auf. Der Teufel immer, auch wenn er zu handeln scheint. Er ist derjenige, der aufgibt. Der Mann, der aufgibt, kann nichts tun und verhindert alles. Der Mann, der nicht aufgibt, bewegt Berge“ (L’ homme, Paris 1872; deutsche Ausgabe: Der Mensch, Leipzig 1935).

Was ich heute am meisten fürchte, sind die resignierten Katholiken und die Katholiken, die aufgeben. Wer sind die Katholiken, die aufgeben? Diejenigen, die davon überzeugt sind, daß es ein Mißverhältnis in den Kräften zwischen uns und unseren Gegnern gibt (was zutrifft), und wir nur die de facto Situation akzeptieren können (was nicht zutrifft). Die Katholiken, die aufgeben, kritisieren die Kirchensteuer privat, aber sie halten es für sinnlos, sie öffentlich zu kritisieren, weil sich ohnehin nichts ändern werde.

Am 21. Januar sagte Kardinal Gerhard Müller in seiner Predigt zum Fest der heiligen Agnes in Rom:

„Mit dem Blut ihres jungen Lebens bezeugte die Heilige Agnes Christus, den Sohn Gottes und einzigen Retter der Welt. Und so ermutigt sie auch uns hier in Rom und in Europa, unseren katholischen Glauben öffentlich und ohne Angst vor den Menschen zu bekennen.“

In Deutschland riskieren jene, die die Deutsche Bischofskonferenz öffentlich kritisieren und sich folglich weigern, die Kirchensteuer zu zahlen, nicht den Tod wie die Heilige Agnes, sondern das Risiko, der Sakramente beraubt und vor allem sozial bestraft zu werden. Das ist sicher eine harte Prüfung, aber vielleicht sollten wir uns ein Beispiel an den Katholiken nehmen, die in England während der Zeit von Elisabeth I. oder in Frankreich während der Französischen Revolution der Sakramente beraubt und verfolgt wurden, aber dem katholischen Glauben treu geblieben sind. Das säkularisierte Europa braucht Heldentum, nicht Resignation.