Roberto de Mattei: Franziskaner der Immakulata vorbildlich in Situation liturgischer, theologischer und moralischer Anarchie

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Ordensgemeinschaft-der-Franziskaner-der-Immakulata-300x153(Katholisches.info) Die Maßnahmen gegen die Franziskaner der Immakulata sorgen für Unruhe und lebhafte Diskussionen. Katholisches.info veröffentlicht zum Thema Diskussionsbeiträge. Den Anfang macht der bekannte Historiker Roberto de Mattei. Der Marsch für das Leben, der im Mai mit 40.000 Teilnehmern in Rom stattfand, geht maßgeblich auf seine Initiative zurück. Am Marsch nahmen auch zahlreiche Franziskaner und Franziskanerinnen der Immakulata teil, eines Ordens, zu dessen Apostolat auch besonders die Verteidigung des ungeborenen Lebens zählt.

Die „Causa“ Franziskaner der Immakulata

von Roberto de Mattei

Der „Fall“ der Franziskaner der Immakulata stellt eine äußerst bedenkliche Episode dar, der bestimmt ist, in der Kirche Auswirkungen zu haben, die vielleicht von jenen, die den Akt unvorsichtigerweise gesetzt haben nicht vorhergesehen wurden.

Die Kongregation für die Institute geweihten Lebens (besser bekannt als Ordenskongregation) hat mit seinem Dekret vom 11. Juli 2013, unterzeichnet vom Kardinalpräfekt Joao Braz de Aviz und dem Erzbischof Sekretär Jose Rodriguez Carballo OFM die Generaloberen der Franziskaner der Immakulata entmachtet, indem sie die Leitung des Instituts einem „Apostolischen Kommissar“, Pater Fidenzio Volpi, Kapuziner, übertrug.

Um das Dekret zu „zementieren“, holte sich Kardinal Joao Braz de Aviz die Approbation ex auditu von Papst Franziskus, die den Brüdern jede Möglichkeit nimmt, bei der Apostolischen Signatur Einspruch zu erheben. Die Gründe für diese Verurteilung, die ihren Ursprung in einer Eingabe einer Gruppe dissidenter Brüder an die Ordenskongregation hat, bleiben mysteriös. Laut Dekret der Kongregation und dem Brief des neuen Kommissars an die Franziskaner scheinen die einzigen Anklagepunkte mangelndes sentire cum Ecclesia und eine überzogene Anhänglichkeit an den überlieferten Römischen Ritus zu sein.

Ungerechtigkeit gegen Franziskaner der Immakulata – Orden an progressive Minderheit ausliefern

In Wirklichkeit stehen wir einer offensichtlichen Ungerechtigkeit gegenüber, die an den Franziskanern der Immakulata begangen wird. Dieses von Pater Stefano Maria Manelli und Pater Gabriele Maria Pellettieri gegründete religiöse Institut ist eines der blühendsten, das die Kirche vorzuweisen hat, sowohl wegen der Zahl der Berufungen und der Authentizität des geistlichen Lebens als auch wegen der Treue zur Glaubenslehre und zu Rom. In der Situation liturgischer, theologischer und moralischer Anarchie, in der wir uns heute befinden, müßten die Franziskaner der Immakulata als Vorbild des religiösen Lebens gelten. Der Papst beruft sich oft auf die Notwendigkeit eines einfacheren und spartanischeren Ordenslebens.

Die Franziskaner der Immakulata unterscheiden sich gerade durch ihre Strenge und evangelische Armut, mit der sie seit ihrer Gründung ihr franziskanisches Charisma leben. Stattdessen köpft die Ordenskongregation im Namen des Papstes die Ordensleitung, um die Leitung einer Minderheit rebellischer, progressiver Brüder zu übertragen, auf die sich der Neo-Kommissar stützen wird, um den Orden zu „normalisieren“, oder anders ausgedrückt, um ihn in jenes Desaster zu führen, dem er bisher dank seiner Treue zur kirchlichen Ordnung und dem Lehramt entgangen ist.

Kardinal Aviz: Härte gegen glaubenstreue Franziskaner – Verständnis für häretische Ordensfrauen

Aber heutzutage wird das Böse prämiert und das Gute bestraft. Es verwundert nicht, daß es derselbe Kardinal ist, der gegen die Franziskaner der Immakulata mit eiserner Hand vorgeht, der gegenüber den häretischen und schismatischen amerikanischen Ordensfrauen für Verständnis und Dialog wirbt. Jene Ordensfrauen predigen und praktizieren die Genderideologie und deshalb muß man mit ihnen natürlich den Dialog pflegen. Die Franziskaner der Immakulata predigen und praktizieren Keuschheit und Buße und deshalb darf es für sie kein Verständnis geben. Das ist die triste Schlußfolgerung, zu der zwangsweise ein nüchterner Beobachter gelangen muß.

Einer der Anklagepunkte ist der, zu sehr der traditionellen Messe verbunden zu sein. Die Anschuldigung ist aber nur ein Vorwand, weil die Franziskaner der Immakulata nämlich, wie man zu sagen pflegt, „birituell“ sind, das heißt sowohl die neue als auch die alte Messe zelebrieren, wie es ihnen von den geltenden kirchlichen Gesetzen erlaubt ist. Angesichts eines ungerechten Befehls werden einige, wie man sich vorstellen kann, nicht darauf verzichten, die überlieferte Messe zu zelebrieren, und sie tun gut daran in diesem Punkt zu widerstehen, weil es sich dabei nicht um eine Geste der Rebellion, sondern des Gehorsams handelt. Die Indulte und Privilegien zugunsten der überlieferten Messe wurden nicht abgeschafft und haben höhere Rechtskraft als das Dekret einer Kongregation und sogar der Intentionen eines Papstes, wenn diese nicht in einem eindeutigen Rechtsakt zum Ausdruck kommen.

Kardinal Braz de Aviz scheint die Existenz des Motu proprio Summorum Pontificum vom 7. Juli 2007, seiner Durchführungsbestimmungen der Instruktion Universae Ecclesiae vom 30. April 2011 und die an die Glaubenskongregation angeschlossene Kommission Ecclesia Dei zu ignorieren, in deren Zuständigkeitsbereiche die Ordenskongregation eindringt.

Tradition breitet sich stark aus: Hauptgrund für Feindseligkeit

Was ist die Absicht der höchsten kirchlichen Autorität? Ecclesia Dei beseitigen und das Motu proprio von Benedikt XVI. abschaffen? Dann soll man es offen sagen, damit daraus die Konsequenzen gezogen werden können. Und wenn dem nicht so ist, warum wird dann ein Dekret erlassen, das für die katholische Welt, die sich auf die Tradition der Kirche beruft, nur unnötig provozierend ist? Diese Welt befindet sich in der Phase einer großen Expansion, vor allem unter der Jugend, und das ist vielleicht der Hauptgrund für die Feindseligkeit, die ihr heute entgegenschlägt.

Und schließlich stellt das Dekret einen Machtmißbrauch nicht nur gegenüber den Franziskanern der Immakulata und jenen dar, die fälschlich als Traditionalisten bezeichnet werden, sondern gegen jeden Katholiken. Es repräsentiert nämlich ein besorgniserregendes Symptom jenes Verlustes der Rechtssicherheit, der heute innerhalb der Kirche vor sich geht.

Die Kirche ist nämlich eine sichtbare Gesellschaft, in der die „Kraft des Rechts und des Gesetzes“ gilt (Pius XII. in seiner Ansprache Dans notre souhait vom 15. Juli 1950). Das Recht definiert das Richtige und das Falsche und, wie die Kirchenrechtler sagen, „muß die Potestas in der Kirche gerecht sein, und das ist vom ganzen Sein der Kirche verlangt, das die Zwecke und Grenzen des Handlungsspielraums der Hierarchie bestimmt. Nicht jeder Akt der heiligen Hirten ist, allein deshalb, weil er von ihnen kommt, richtig.“ (Carlos J. Errazuriz, Il diritto e la giustizia nella Chiesa, Giuffré, Milano 2008, S. 157) .

Wenn die Rechtssicherheit verloren geht, gewinnen die Willkür und der Wille des Stärkeren die Oberhand. So geschieht es häufig in der Gesellschaft, so kann es auch in der Kirche geschehen, wenn sich in ihr die menschliche Dimension gegen die übernatürliche durchsetzt. Wenn es aber keine Rechtssicherheit gibt, gibt es keine sichere Verhaltensregel. Alles ist der Willkür des Einzelnen oder von Machtgruppen überlassen und der Kraft, mit der diese Lobbys imstande sind, ihren Willen aufzuzwingen. Eine vom Recht getrennte Kraft wird zur Anmaßung und Arroganz.

Summorum Pontificum hat größere Rechtskraft als Dekret einer Kongregation

Die Kirche, der mystische Leib Christi, ist eine juristische Einrichtung, die auf dem göttlichen Recht gründet, dessen Treuhänder und nicht Schöpfer oder Herren die Männer der Kirche sind. Die Kirche ist kein Sowjet, sondern ein von Jesus Christus gestiftetes Gebäude, in dem die Macht des Papstes und der Bischöfe in Übereinstimmung mit den überlieferten Gesetzen und Formen auszuüben ist, die alle in der göttlichen Offenbarung verwurzelt sind. Heute spricht man von einer demokratischeren und gleicheren Kirche, aber die Macht wird häufig unter Mißachtung der tausendjährigen Gesetze und Gewohnheiten auf sehr selbstbezogene Weise ausgeübt. Wenn universale Gesetze der Kirche wie die Bulle des heiligen Pius V. Quo primum (1570) und das Motu proprio von Benedikt XVI. Summorum Pontificum existieren, ist, um sie ändern zu können, ein gleichrangiger rechtlicher Akt notwendig. Man kann nicht einfach ein älteres Gesetz als aufgehoben betrachten, außer mit einem ausdrücklich abschaffenden Akt gleicher Tragweite.

Appell an Franziskus: Maßnahmen zurücknehmen – Dramatische Stunde, neue Stürme ziehen auf

Um die Gerechtigkeit und die Wahrheit in der Kirche zu verteidigen, vertrauen wir auf die Stimme der Juristen, unter denen sich auch einige eminente Kardinäle finden, die Franziskaner der Immakulata in der außerordentlichen Form des Römischen Ritus zu Priestern geweiht haben, und die ihr vorbildhaftes Leben und ihren apostolischen Eifer kennen. Wir appellieren vor allem an Papst Franziskus, daß er die Maßnahmen gegen die Franziskaner der Immakulata und gegen ihren rechtmäßigen Gebrauch des alten Römischen Ritus, zurücknehmen möge.

Welche Entscheidung auch immer getroffen werden sollte, können wir nicht verhehlen, daß die Stunde, die die Kirche heute durchlebt, dramatisch ist. Neue Stürme ziehen am Horizont auf und diese Stürme werden ganz bestimmt weder von den Brüdern noch von den Franziskanerinnen der Immakulata heraufbeschworen. Die Liebe zur katholischen, apostolischen und römischen Kirche hat sie immer angetrieben und treibt uns an, ihre Verteidigung zu ergreifen. Die Gottesmutter, Virgo Fidelis, wird dem Gewissen jedes einzelnen in dieser schwierigen Situation den richtigen Weg zeigen.

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